Rechtschreibung fördern

  bei LRS / Legasthenie

Fehler analysieren


Am Anfang jeder Förderung steht die gründliche Analyse der Fehler, die ein Kind macht. Hier lohnt sich die Mühe, denn erst nach einer genauen Fehleranalyse kann man erkennen, welche Bereiche der Rechtschreibung für dieses Kind besonders schwierig sind. Ein Beispiel: In einem Text fallen von 40 Fehlern 18 auf den Bereich "Verdopplung des Konsonanten (Mitlautes) nach kurzem Vokal" (s. auch weiter unten Mitlautverdopplung, Schärfung). Solche Fehler könnten sein:

Fehlende Verdopplung                                                     

komt statt kommt

sizt statt sitzt                       

Schneke statt Schnecke

konte statt konnte

Auch die Verdopplung des Konsonanten nach einem langen Vokal ("Wir kammen zu spät" - statt kamen) oder nach einem anderen Konsonanten (Wolcke statt Wolke) zeigt, dass das Kind nicht verstanden hat, wann und warum ein Konsonant verdoppelt wird.

Weitere 9 Fehler im genannten Beispiel haben mit einer Verwechslung der Plosive (b/p, d/t, g/k) zu tun, 5 Fehler beruhen darauf, dass das Kind "v für f"-Wörter nicht gespeichert hat. 

Die vorher unübersehbare Masse an Fehlern wird durch die Analyse strukturiert und verschiedenen Bereichen zugeordnet. Die Arbeit zur Verbesserung der Rechtschreibung beginnt dann mit dem Bereich, der dem Kind die größten Schwierigkeiten bereitet.


Qualitative Fehleranalyse 

Zur Analyse der Fehler stehen mehrere Standard-Testverfahren zur Verfügung. Wichtig ist, dass neben einer rein quantitativen auch eine qualitative Analyse der Fehler möglich ist, da diese als Grundlage für die Arbeit mit dem Kind dient.   

Ich benutze die "Oldenburger Fehleranalyse" OLFA* des Sprachwissenschaftlers und Sprachdidaktikers Professor Thomé. Mit diesem Verfahren ist es möglich, Fehler aus freien Texten der Schüler zu analysieren. Das hat den großen Vorteil, dass Fehlschreibungen nicht wie bei vorgegebenen Wörtern "provoziert" werden. Außerdem beruht die qualitative Einteilung der Fehler hier auf den Erkenntnissen der Sprachwissenschaft. Mit diesem Verfahren komme ich zu ganz erstaunlichen Einsichten über die Art und den Hintergrund der Fehlschreibungen eines Kindes, zu denen ich mit anderen Testverfahren und Fehleranalysen nicht komme. 


Auf der Grundlage einer solchen Fehleranalyse kann dann ein individueller  Förderplan zur Verbesserung der Rechtschreibung erstellt werden. 

 

* Günther Thomé/Dorothea Thomé, OLFA 3-9, Oldenburger Fehleranalyse für die Klassen 3-9, Instrument und Handbuch zur Ermittlung der orthographischen Kompetenz und Leistung aus freien Texten und für die Planung und Qualitätssicherung von Fördermaßnahmen, isb. Institut für sprachliche Bildung, 4. verbess. Aufl. 2016   

ISBN 978-3-942122-03-0