Ich sehe was, was du nicht siehst...
...und das beginnt mit ɛ… Sie sind ratlos?
Dieses Zeichen steht in der Lautschrift für den Anfangslaut der Wörter „Äste“ und „Essen“. Sie beginnen tatsächlich mit dem gleichen Laut. Das zu wissen ist wichtig, wenn man Kindern in der Förderung helfen möchte. Sie fragen sich nämlich, was sie falsch machen, dass sie den Unterschied nicht hören. Es gibt aber gar keinen. Wir haben einfach zwei Zeichen (e oder ä) für den gleichen Laut.
In England wird das Lesen und Schreiben von Anfang an über die Laute vermittelt. Mein altes Kinderspiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ heißt dort „I spy with my little eye, something beginning with …“. Nun kommt ein Buchstabenname. Dachte ich. Falsch gedacht, es kam ein Laut. Ich habe das Spiel im Juni in England mit einem Fünfjährigen gespielt.
Auf unsere Sprache übertragen sagte er also zum Beispiel: „Ich sehe was, was du nicht siehst… und das beginnt mit ɛ“. Ich hätte dann die „Ente“ nennen dürfen, die „Äste“, den „Ärmel“, das „Essen“ auf dem Tisch und so weiter. Auf meine verwunderte Nachfrage konnte der Fünfjährige mir erklären, dass man manchmal verschiedene Möglichkeiten hat, einen und denselben Laut auf Papier zu bringen. Für unser Spiel tue das aber nichts zur Sache. „Es geht nur um das, was du hörst! Spielst du weiter mit?“
„Oh ja, also beim Laut f – Vater, Philipp, Flasche – alles erlaubt?“ – „ Na klar, hörst du nicht, dass sie alle gleich anfangen??“ Beim Laut Ͻ wie im „Onkel“ wären dann aber nur noch der „Otter“ oder der „Ochse“ erlaubt. Der „Opa“ fiele heraus, er fängt nämlich mit einem anderen Laut an.
Ich war fasziniert. Auch wenn man im Internet Hinweise darauf findet, dass der rein lautsprachliche Ansatz in England inzwischen Kritik erfährt, würde ein bisschen mehr Kenntnis der Laute unserer Sprache bestimmt beim Erlernen der Rechtschreibung helfen…